Der Einsatz von Schutzgasen beim MIG-Schweißen: Ein umfassender Leitfaden

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Einleitung

Das häufigste Gas, das beim MIG-Schweißen Anwendung findet, ist eine 75%ige Argon- und 25%ige CO2-Mischung. Doch diese ist nur eine von mehreren Optionen; je nach Material und Anwendung können andere Gase ebenso vorteilhaft sein. Beispielsweise werden Helium- oder spezielle Mischgase häufig beim Schweißen von dickem Aluminium eingesetzt, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Die Wahl des richtigen Schutzgases ist entscheidend, da sie die Qualität der Schweißnaht, das Verhalten des Lichtbogens, die Produktivität sowie die Kosten maßgeblich beeinflusst. Daher ist es wichtig, das passende Gas für den jeweiligen Auftrag sorgfältig auszuwählen. Keine Sorge: MIG-Schweißgase sind unkompliziert in der Anwendung, und in diesem Leitfaden werden alle Ihre Fragen ausführlich beantwortet.

Die wichtigsten Gase beim MIG-Schweißen

Typischerweise kommen beim MIG-Schweißen vier Hauptschutzgase zum Einsatz. Zwei davon sind reaktiv: Sauerstoff (O2) und Kohlendioxid (CO2), während die anderen beiden inert sind: Argon (Ar) und Helium (He). Diese Gase besitzen unterschiedliche Eigenschaften und lassen sich auch in verschiedenen Mischungen kombinieren, um die gewünschten Schweißeigenschaften zu erzielen.

Argon – Das Standardgas im MIG-Schweißen

Argon ist schwerer als Luft und bildet eine schützende Schicht über dem geschmolzenen Metall, wodurch die Gefahr atmosphärischer Kontamination minimiert wird. Zudem ist Argon leicht zu ionisieren, was zu einem stabilen Lichtbogen bei niedrigen Spannungen führt. Für das Schweißen von Stahl, Edelstahl und Nichteisenmetallen ist Argon besonders geeignet. Allerdings sollte man reines Argon beim Stahl- oder Edelstahl-Schweißen nur mit Vorsicht verwenden, da die Schweißnaht schmaler ist und die Penetration begrenzt wird. Für bessere Fusion und breitere Schweißnähte wird häufig eine Mischung aus Argon und CO2 oder Sauerstoff eingesetzt.

Beim Schweißen von Aluminium, Magnesium, Titan, Kupfer und Nickel ist reines Argon die erste Wahl. Seine kathodische Reinigungswirkung hilft, Oxide auf der Oberfläche zu entfernen, was insbesondere beim Aluminium entscheidend ist, da Oxide die Qualität der Schweißnaht beeinträchtigen können.

CO2 – Das kostengünstige reaktive Schutzgas

Kohlendioxid ist das einzige reaktive Schutzgas, das auch ohne Beimischung verwendet werden kann. Es erzeugt jedoch einen weniger stabilen Lichtbogen und führt zu mehr Spritzern. Trotz dieser Nachteile ist es die wirtschaftlichste Option und wird häufig von Hobby-Schweißern eingesetzt. CO2 eignet sich hervorragend für das Schweißen dicker Stahlabschnitte, da es die Penetration verbessert, doch ist es ungeeignet für das Schweißen von Nichteisenmetallen.

Bei der Verwendung von 100% CO2 ist die Bogenstabilität eingeschränkt, aber die Durchdringung ist maximal. Für dünne Materialien ist reines CO2 nicht ideal, da es dazu neigt, das Metall zu verbrennen oder die Schweißnaht zu verzerren. Für das Schweißen von dickem Stahl ist es jedoch eine effiziente Wahl, vor allem wenn keine hohen Anforderungen an die Nahtqualität bestehen.

Sauerstoff – Das Additiv für verbesserte Leistung

Sauerstoff wird meist in kleinen Mengen mit CO2 oder Argon gemischt. Die Zugabe von Sauerstoff (maximal 9%) verbessert die Bogenstabilität, erhöht die Durchdringung und fördert die Fließfähigkeit des Schweißpools. Dies führt zu einer gleichmäßigeren Naht und schnellerer Schweißgeschwindigkeit. Beim Schweißen von niedrig legiertem Stahl, Weichstahl und Edelstahl ist Sauerstoff eine wertvolle Ergänzung. Es ist jedoch wichtig, Sauerstoff nicht beim Schweißen von Aluminium, Kupfer oder Magnesium zu verwenden, da er Oxide bildet, die die Qualität der Schweißnaht beeinträchtigen können.

Helium – Für Hochleistungsanwendungen

Helium ist ein inertes Gas, das leichter als Argon ist und einen höheren Ionisationsenergiepunkt besitzt. Es erzeugt einen heißeren Lichtbogen, was die Penetration verbessert und die Schweißgeschwindigkeit bei dicken Materialien erhöht. Allerdings ist Helium teuer und erfordert eine höhere Gasflussrate, da es leicht vom Schweißbereich wegfliegt. Es wird häufig in Mischungen mit Argon eingesetzt, um die Vorteile beider Gase zu kombinieren, insbesondere beim Schweißen von Aluminium und Nichteisenmetallen.

Durch das Mischen von Helium mit Argon lassen sich die Kosten reduzieren, während die Leistung verbessert wird. Typischerweise wird Helium in Anteilen von bis zu 50% verwendet, um eine globulare Lichtbogenübertragung zu vermeiden und eine stabile Schweißnaht zu gewährleisten.

Mischgase – Kombinationen für optimale Ergebnisse

Obwohl die Liste der möglichen Schutzgas-Mischungen umfangreich ist, gibt es einige bewährte Kombinationen, die sich in der Praxis bewährt haben:

  • 75% Argon + 25% CO2: Das optimale Gleichgewicht zwischen Stabilität, Spritzern, Kontrolle des Schweißbades und Penetration bei Stahl.
  • Argon + 1-3% Sauerstoff: Bessere Lichtbogenstabilität, geeignet für Kohlenstoffstahl und niedrige Legierungen. Für Edelstahl ist eine Zugabe von 0,5-1% Sauerstoff empfehlenswert.
  • 10% Argon + 85-90% Helium + 2-5% CO2: Besonders geeignet für das Schweißen von Edelstahl, da es schnelle Schweißgeschwindigkeiten und gute Nahtqualität bietet.
  • Argon + 25-75% Helium: Für das Schweißen von dickem Aluminium, Magnesium, Kupfer und Nickel, wobei höhere Heliumanteile die Tiefe der Penetration verbessern.
  • Argon + CO2 + O2: Wird für das Schweißen von niedrig legiertem Stahl und bestimmten Edelstahlarten genutzt, um die Prozessstabilität zu erhöhen.

Optimale Gasauswahl je nach Material und Anwendung

Die Wahl des passenden Schutzgases hängt maßgeblich vom Material, der Dicke des Metalls und den wirtschaftlichen Aspekten ab:

Schweißmetall und Materialeigenschaften

Beim Schweißen von Kohlenstoffstahl sollte man niemals reines Argon verwenden, da die kathodische Reaktion Eisenoxid anzieht, was zu ungleichmäßigen Schweißnähten führt. Eine Mischung aus Argon und CO2 (meist 75/25) sorgt für eine stabile Bogenführung und gute Durchdringung. Für dünne Bleche ist es ratsam, den CO2-Anteil zu reduzieren, um die Nahtqualität zu verbessern. Bei dickeren Stahlabschnitten ist reines CO2 oder eine Mischung mit höherem CO2-Gehalt vorteilhaft, um die Penetration zu maximieren.

Beim Schweißen von Edelstahl empfiehlt sich eine Mischung aus Argon und geringem Sauerstoffanteil, um Korrosion zu minimieren und die Nahtqualität zu optimieren. Die Verwendung eines Tri-Mix (z.B. Helium/Argon/Kohlendioxid) kann die Schweißgeschwindigkeit erhöhen und die Kontrolle verbessern.

Materialdicke und Kosten

Für dünne Materialien sind oft geringere Gasflüsse und einfache Mischungen ausreichend. Bei dicken Bauteilen ist eine erhöhte Penetration erforderlich, was den Einsatz spezieller Mischgase mit höherem Helium- oder CO2-Gehalt rechtfertigt. Die Wahl hängt auch vom Budget ab: Hochwertige Gasmischungen sind teurer, bieten jedoch bessere Nahtqualität und höhere Produktivität.

Gaskosten und Tankoptionen

Beim Einkauf von Schutzgasen stehen zwei Optionen zur Verfügung: Kauf oder Leasing von Gasflaschen. Für Hobbyanwender und gelegentliche Schweißer sind nachfüllbare Flaschen oft die beste Wahl, da sie kostengünstiger sind. Die gängigen Größen sind 40, 80 und 125 Kubikfuß (CF). Für professionelle Betriebe sind größere Tanks üblich, um häufige Nachfüllungen zu minimieren.

Einwegflaschen sind in einigen Regionen erhältlich, doch in der Regel lohnt sich der Kauf eines eigenen Tanks, um langfristig Kosten zu sparen. Die Preise variieren je nach Gasart, Tankgröße und Anbieter, typischerweise zwischen 230 bis 390 US-Dollar für einen vollen Tank, plus Nachfüllkosten, die bei 45 bis 85 US-Dollar liegen.

Fazit

Die Auswahl des optimalen Schutzgases beim MIG-Schweißen ist eine entscheidende Komponente für ein qualitativ hochwertiges Ergebnis. Sie hängt von Material, Dicke, Budget und gewünschten Eigenschaften ab. Mit den richtigen Mischungen und der passenden Tanksystematik können Sie Ihre Schweißarbeiten effizienter, sauberer und kostengünstiger gestalten.

Wichtige Hinweise vor dem Kauf

Bevor Sie eine Gasflasche erwerben, erkundigen Sie sich bei Ihrem Gaslieferanten nach den jeweiligen Konditionen für Nachfüllung und Leasingsysteme. In vielen Fällen ist es günstiger, eine größere Flasche zu kaufen, anstatt häufig kleine zu ersetzen. Klären Sie im Voraus, ob Ihr Anbieter alle gewünschten Gasarten führt und ob es spezielle Angebote für professionelle oder Hobby-Schweißer gibt.


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